Erotischen Striptease übersprungen - Tilman Röhrig las aus seinem Roman nicht alles

Auf Einladung des Bödeker-Kreises liest Röhrig aus seinem neuen Buch „Wir sind das Salz von Florenz“. Die vielen Schüler im Publikum überraschen den 57-Jährigen.
Der Schriftsteller liest, wie er erzählt. Eben noch in Florenz, befinden sie sich nun in der Herzogsstadt Ferrara und beobachten die junge Laodomia Strozzi im Turmzimmer. Die Patriziertochter ist dabei, ihrem liebsten Spiel nachzugehen: Sie verdreht dem Nachbarssohn Girolamo, der die Schöne vom Fenster aus beobachtet, mit allen verfügbaren Reizen den Kopf.
Sie fängt langsam an zu tanzen, entkleidet sich. Sie streichelt sich lockend über ihren Körper, gleitet mit ihren Händen über ihren Bauch, langsam tiefer – und dann unterbricht Tilman Röhrig merklich: “Mit Rücksicht auf die noch jungen Hörer möchte ich die folgende Passage überspringen.“ Unter lautem Protest der Schüler und Erwachsenen werden die folgenden erotischen Textzeilen ignoriert.
Dieses kurze Intermezzo war das einzige Aufwachen in die Wirklichkeit, das Röhrig zuließ. Den Rest des Abends fesselte er sein Publikum in seine Geschichte, nahm sie im historischen Florenz gefangen. Aus Hörern wurden Zeugen der Schicksale der wichtigsten Hauptpersonen.
Thomas Ruscher