Ich kann mich nicht mehr unterordnen

Tilman Röhrig hat dem Bühnenleben abgeschworen - schließlich kann er in seinen Büchern jede Rolle spielen. Zum Beispiel einen Maler: Für seinen neuen Roman über Caravaggio hat er selbst zum Pinsel gegriffen.
Tilman Röhrig lebt in einem alten Haus in Hürth-Sielsdorf, das er zum Teil selbst renoviert hat. Im Garten steht ein 100 Jahre alter Nussbaum, der dem allein lebenden Schriftsteller – wie ein Lebewesen zur Seite steht - . Jedes Jahr nimmt er sich vor, die „unendlich vielen Nüsse „ nicht mehr aufzuheben, doch dann überfällt ihn der Sammeltrieb und „ich krieche am Boden herum, fülle einen Sack nach dem anderen und habe am Ende total braune Hände“. Tilman Röhrig vergräbt sich gern in solche Aufgaben, um einfach mal weg zu sein, weg von seinen umfassenden Recherchen, seinem Schreiben, seinen Büchern, die ihn bis in den Traum verfolgen.
Solche Kraftpausen gelingen ihm auch beim Golfen. Ein Sport, „den man wunderbar allein spielen kann“. Jeden Morgen steht der 64-Jährige dafür um sechs Uhr auf und spielt seine 9-Loch, für die er zwei Stunden braucht.
Auch sein aktuelles Buch „Caravaggios Geheimnis“ hat dem Autor zunächst Abstand zum Schreiben verschafft .Er hat sich für das Buch über den italienischen Maler Michelangelo Caravaggio in die Kunst der Malerei einweisen lassen, hat Farben gemischt wie im 16. und 17. Jahrhundert mit Öl, Eiweiß und zerkleinerten Halbedelsteinen –. Im Flur hängt ein selbst gemaltes Bild mit Tulpenmotiv und eines im Stil des Impressionismus, beide auf dunkler Leinwand gemalt – wie beim großen Meister.
Röhrigs Bücher beschreiben Epochen: Bei „Riemenschneider“ war es die Zeit der Vorreformation, bei Caravaggio ist es die Gegenreformation in Italien. Derzeit sitzt er gerade an einem Roman, der im Barock spielen wird. Mehr will er noch nicht verraten. Nur so viel, dass Abgabetermin im Dezember 2010 ist und ihm die Zeit im Nacken sitzt. „Mir klopft das Herz schon, wenn ich daran denke“ sagt er, der sich selbst als langsamen Schreiber bezeichnet.