Die Eskapaden des großen Caravaggio

Der italienische Barockmaler Michelangelo Merisi, der unter dem Namen Caravaggio berühmt wurde, war eine der schillerndsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Epoche. Über dessen so exzentrische wie tragische Lebensgeschichte hat Tilman Röhrig den faszinierenden Roman „Caravaggios Geheimnis“ geschrieben. In berauschenden Farben und aufwühlenden Szenen „malt“ Röhrig den Aufstieg und Fall eines lange verkannten Genies, das zu einem der größten europäischen Maler aufsteigen sollte.
Selten wurden kunstgeschichtliche Details – etwa Caravaggios berühmte Helldunkelmalerei – so nachvollziehbar in einem Roman verwoben wie in diesem kleinen Meisterwerk. Ein farbenprächtiges Spektakel, das zugleich Lust auf die Bilder des Malers weckt. Geschickt packte der Autor den Roman in eine kleine Rahmenhandlung, die dem immer noch verschollenen Gemälde der „Nativita“ gilt, das 1069 aus einer Kirche in Palermo geraubt wurde.
Mit viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen lässt Röhrig seine Leser am zerrissenen Seelenleben des Künstlers teilhaben. Er beschwört seine Unbeherrschtheit herauf, seine Saufgelage und Schlägereien, seine sexuellen (auch homoerotischen) Eskapaden. Bis zum bitteren Ende. Im Juli 1610, noch keine 40 Jahre alt, stirbt Caravaggio auf der Flucht vor seinen Häschern in Porto Ercole, einem kleinen Ort auf der Halbinsel Monte Argentario am Südrand der Toskana. Zurück in der Gegenwart, bei der Suche nach der „Nativita“ endet dieses außergewöhnliche Buch.
Nach dem Hunnenepos „Ein Sturm wird kommen von Mitternacht“ und dem Künstlerroman „Riemenschneider“ hat Tilman Röhrig damit das Genre des Historischen Romans einmal mehr um eine feine Facette bereichert.