Einblicke hinter die Kulissen der höfischen Pracht

Auszug aus der Badischen Zeitung
Das Alte Rathaus, 1729 erbaut, stammt aus der gleichen Epoche, in der auch der "Sonnenfürst" gelebt hat. Bestellerautor Tilman Röhrig hauchte dem Kurfürsten Leben ein, in dem er einige spannende Kapitel auf Einladung der Buchhandlung Sillmann und des Kulturamts der Stadt aus seinem neuen Historienroman vorlas. Röhrig ist seit 40 Jahren Schriftsteller und lebt bei Köln. Im Rahmen seiner Recherchen und Vorlesungen kommt er seit 28 Jahren regelmäßig nach Emmendingen. Nach "Caravaggios Geheimnis" und "Riemenschneider" freuen sich seine Fans nun auf das neue Buch "Der Sonnenfürst".
Bisweilen komisch gibt Röhrig Einblick in das dekadente höfische Leben: "Herkules macht nur saubere Bächlein" meint die Baronin schnippisch, als sie ihren Mops das Bein am Strumpf eines lästigen Galans heben lässt. Oder er schildert humorvoll, wie sich eine feine Dame des Hofes von ihrer Zofe eine Art Saucenschüssel zwischen die Beine schieben lässt, um ihre Notdurft im Stehen zu entrichten. Ihr war die Warteschlange am Abtritt war zu lang.
Der Autor betrachtet den Fürsten jedoch näher und beschreibt ihn als sensibel, der sich mehr zur Kunst und Musik hingezogen fühlt als zur Politik. Als Bauherr prunkvoller Residenzen, angelehnt an den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV, nannte man ihn den "Sonnenfürst".

Auf 441 Seiten ist dem Autor, der auch als "Hüter der deutschen Sprache" bezeichnet wird, trotz aller historischen Fakten erneut ein packender Roman mit präziser Formulierung und bisweilen derbem Wortwitz gelungen, der Freunden historisch korrekter Belletristik großes Lesevergnügen bereiten wird.